„Würde“ als einziger Konjunktiv
Von Dieter Chmelar
Dagegen spricht ja grundsätzlich, dass in diesem Periodikum die Wahrung jeder Form traditionell – quasi per Blattlinie – ein Ding der Unmöglichkeit darstellt.
über den Konjuktiv in der Tageszeitung "Österreich".
Wenn „die Wahrheit zumutbar ist“, wie Ingeborg Bachmann ( 1973) fand, dann ist – im Umkehrschluss – die Lüge unzumutbar. Damit wäre an sich schon genug über jene „Tageszeitung“ gesagt, die seit Jahren den Namen dieses Landes als Titel in Geiselhaft nimmt. Gelegentlich platzt einem freilich immer noch die Geduld, wie der Herausgeber der Postille einmal in seinem drolligen „Empörungssprech“ leitartikelte.
So reklamiert dieses Österreich dreist, man hätte (im Donnerstagblatt, siehe Faksimile unten) eine „journalistisch sauber im Konjunktiv geschriebene Story“ vom Millionengewinn eines ORF-Quizkandidaten gebracht. Na, geh! „Student holt Million bei Assinger“ ist also (neuerdings) ein Konjunktiv, auf Deutsch: eine Möglichkeitsform. Dagegen spricht ja grundsätzlich, dass in diesem Periodikum die Wahrung jeder Form traditionell – quasi per Blattlinie – ein Ding der Unmöglichkeit darstellt.
Man entsinne sich doch nur der Empfehlung, Fußballteamchef Marcel Koller schleunigst als „Verräter in einem Packerl an die Schweizer“ zu schicken, denn, wie wir schließlich alle wissen: „Geld ist für einen Schweizer immer ein Motiv“.
Dass sich just Österreich, bei dem man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, es wäre wegen permanenten Abschreibens das Zentralorgan der Steuerberater, würde man dem Stand der Steuerberater nicht ein Minimum an Respekt zollen, moralisch aufpudelt, gibt, wie man auf Wienerisch zu sagen pflegt, „dem Dreck a Watsch’n“. Würde ist nämlich für diese Erscheinungsform der einzige Konjunktiv.