Meinung/Kolumnen/Kein Pardon im Salon

Von Hypo zu EPO über den Popo

Erstaunlich, wie viele österreichische Wendungen dieser Olympischen Spiele in die An(n)alen eingehen könnten.

Dieter Chmelar
über die An(n)alen der Olympischen Spiele

Nichts scheint hierzulande so verlässlich wie der Empörungsreflex. Nach quälend langen Wochen der Hypo-Ventilation kommt es nun zur flächendeckenden & Epochalen Doping-Aufpudelung (was dazu an Klugem und Menschenwürdigem zu sagen ist, steht heute bei Guido Tartarotti auf Seite 1 bzw. bei Wolfgang Winheim auf Seite 9). Mir geht’s um die Zwischentöne. Und die führen uns, quasi direttissima, von der Hypo zum EPO über den Popo.

Erstaunlich, wie viele österreichische Wendungen dieser Olympischen Spiele in die An(n)alen eingehen könnten:

"I hamma in d’Hos’n ’kackt" – "I bin amoi öfter aufs Häusl" – "Des hat ma in Oasch g’rett’" – "Wir ham uns den Oasch zerfetzt für den Hund" – "Die si in Oasch aufg’rissen ham, ham ang’fangt zum Weinen" (allesamt O-Töne Aktiver & Betreuender).

Als der beschissene "Dopingskandal" ruchbar wurde, reagierte der ÖSV-Präsident, der so heißt wie eine Nestroy-Figur mit Angst vor spitzen Gegenständen, also Schröcksnadel, als taffer, ja geradezu als Metapher-Bursch: "Auf Dauer woll’ ma nit die Krot der ander’n fressen." Heißt was? Künftig bessere, eigene (?), nicht so leicht nachweisbare verbotene Substanzen?

Apropos "Substanzen" (die als abhängig machend längst nachgewiesen sind): Alkohol floss in Sotschi nächtelang. Und der ÖOC-Boss führt ein Unternehmen, das (auch) von kranker Spielsucht profitiert.

So schaut’s aus im Öst’reich-Haus: Wir haben eine dermaßen situationselastische Moral – die gibt’s daher, folgerichtig, in doppelter und dreifacher Ausfertigung.