Plötzlich ein "Märchen für alle"
Von Dieter Chmelar
Plötzlich sind "wir" tolerant, liberal & weltoffen
über den Song Contest-Sieg
Dem als Hofoperndirektor gescheiterten Gustav Mahler (1911) verdanken wir die – nationalpsychologische – Erkenntnis: "In Österreich wird jeder das, was er nicht ist." Mehr als hundert Jahre nach Mahler treten Schönfärber einen weiteren Beweis dafür an.
Plötzlich sind "wir" tolerant, liberal & weltoffen. Plötzlich erleben "wir" kollektiv ein modernes Märchen für alle. Plötzlich ist "uns" sexuelle Orientierung & ihre freie, selbstbewusste Zurschaustellung ...
... völlig Wurst. Und das alles, buchstäblich über Nacht, nur wegen Conchita.
Hubert Neuper, Dancing-Stars-Finalist und aus dem selben Ort (Bart Mittern-dorf, "Epizentrum des Entertainments"), erinnert die 3000 Seelen dort daran, "wie viele, die jetzt jubeln, sich jahrelang nur die Papp’n z’rissen ham über’n Tom".
Verlass auf Bestemm in puncto "goldfalsch" ist freilich, auch nach dem fremdsprachig-damenbärtig ersungenen Song-Contest-Triumph, auf den rostigen rechten Rand der Republik. Da könnte Conchita für den hochmusikalischen Hazeh so was werden wie jüngst Alaba für Mölzer. Tja: Aus Tradition schätzen diese Herren eher außenwirksame Landsleute mit kleineren Bärtchen. Ein "Bundespressereferent der FPÖ" (Name wurscht) zwitscherte nach null Punkten für Wurst aus Warschau: "Habe den polnischen Patrioten in mir entdeckt."
Und zur Strafe aller Homophobie-Verweigerer erwartet man minütlich die Forderung von Strickl, dem Hybrid aus Strache und Kickl, der Heimatliedwettbewerb 2015 wäre nun mit Alf Poier & John Otti Band in der Lugner City zu bestreiten!