Großer Klub, große Probleme
Von Jan Åge Fjørtoft
In Hamburg tauchen aber alle gemeinsam ab.
über das, was im Abstiegskampf zählt
In den vergangenen Tagen war ich als Berater des Norwegischen Olympischen Komitees in Sotschi. Auch bei Olympia ist die Deutsche Bundesliga ein Thema. Vor allem, wenn große Namen am Boden liegen.
Im Abstiegskampf gilt: Je größer der Verein, desto größer werden die Probleme. Zum einen gibt es mehr Menschen, die glauben, mitreden zu müssen. Zum anderen werden andauernd Vergleiche mit der glorreichen Vergangenheit gezogen, die das Überleben im Heute noch schwieriger machen.
Das Gegenbeispiel zu den kriselnden Großklubs HSV und Bremen ist Augsburg: Markus Weinzierl wurde beim Underdog für mich zu einem echten Kandidaten auf den Trainer des Jahres.
Robin Dutt traut bei Werder hingegen keiner mehr zu, so eine Ära wie Rehhagel oder Schaaf zu begründen. Und dass Bert van Marwijk noch HSV-Trainer ist, liegt nur daran, dass die Hamburger zu lange über Felix Magath nachgedacht haben. Natürlich könnte es auch mit einem sogenannten harten Hund wie ihn schiefgehen. Allerdings hat der HSV den Point of no Return erreicht – da werden Typen wie Magath am ehesten zum Retter.
Verpasste Chance
Besonders bitter ist dabei, dass der HSV einmal Jürgen Klopp als Trainer haben hätte können. Doch der wurde vor seinem Wechsel zu Dortmund in Hamburg als zu lässig abqualifiziert.
Was sich schon durch die ganze Saison zieht, ist, dass dieser Großklub zwar noch große Namen aufbietet, aber keine Hierarchie hat. Van der Vaart, Westermann und Jansen bezeichnen sich als Teamspieler, sind auf dem Platz allerdings unsichtbar.
Um das klarzustellen: Bei Hierarchie denke ich nicht an einen Alten, der wie früher die Jungen zusammen staucht. Hier haben sich die Werte verschoben, die Schreier sind ausgestorben. Der neue Kapitän wird von Typen wie Philipp Lahm bei den Bayern verkörpert.
In Hamburg tauchen aber alle gemeinsam ab. Als ich vergangene Woche beim HSV war, meinte ich, es fühlt sich an wie auf der Titanic zwei Tage vor dem Crash. Ein HSV-Fan twitterte danach: "Jan, du auf Sky – das ist wie auf der Titanic zwei Tage nach dem Crash." Nur zu, diese Art von Humor liebe ich.
Jan Aage Fjörtoft ist TV-Experte bei Sky. Diesen Samstag bei Leverkusen – Schalke, ab 17.30 Uhr.