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Wieder einmal die Gießkanne

Ja, so spannend kann Fernsehen sein. Man muss nur die richtigen Vögel arbeiten lassen.

Peter Pisa
über Straßenbahnfahren auf W24

Seltsam ist das: Niemand fragt heuer nach der persönlichen liebsten Fernsehsendung des zu Ende gehenden Jahres. Vielleicht hat das damit zu tun, weil es jedes Jahr dieselbe ist, mit der gelben Gießkanne und den Tauben, obwohl man die gelbe Gießkanne und die Tauben wahrscheinlich gar nicht mehr zu sehen bekommt.

Aber das fällt eh keinem auf, es kann sich doch kein Mensch in der Nacht auf W24 alle Straßenbahnfahrten anschauen. Und dazu die Fahrten mit der neumodischen Wiener U-Bahn, die monatelang das Programm des Senders dominiert haben. Ziemlich finstere Angelegenheit. Ein einziges Mal sah man einen Zettel auf den Schienen liegen. Das war – fürs Archiv notiert – in der Station Landstraße.

Dann kam das Problem, dass Datenschützer das Programm verbieten wollten: Man dürfe niemanden beim Einsteigen und Aussteigen filmen, damit keine Identifikation ermöglicht wird. Das war der gelben Gießkanne bei Tor Nummer 1 des Wiener Zentralfriedhofs aber herzlich egal. Und auch die Tauben auf der Marienbrücke hatten andere Sorgen. Sie mussten der flotten Straßenbahn ausweichen. Und schafften es in letzter Sekunde. Ja, so spannend kann Fernsehen sein. Man muss nur die richtigen Vögel arbeiten lassen.