Meinung/Kolumnen/Im Bild

Laufender Hirsch

Herrliche Geschichten hatte die "Menschen & Mächte"-Doku "Schneller, höher, stärker" am Mittwoch in ORF 2 zu bieten. Mit reichlich Original-Bildmaterial blickte man auf die Olympischen Spiele in Stockholm 1912 zurück. Spiele, bei denen es beim Tauziehen und in der Schießsport-Disziplin "Laufender Hirsch" ebenso Medaillen zu gewinnen gab, wie für Dichtung, Malerei oder Bildhauerei. Die Goldmedaille in der Literatur ging für das Werk "Ode an den Sport" übrigens an den Initiator der Olympischen Spiele der Neuzeit, Baron Pierre de Coubertin; er war in dieser Disziplin unter einem Pseudonym angetreten. Ebenfalls grandios: Der japanische Läufer Shisō Kanaguri schlief – nach 18-tägiger Anreise – beim Marathon während einer Ruhepause ein; bis zum nächsten Tag wusste man nichts über seinen Verbleib. Jahrzehnte später durfte er den Lauf offiziell zu Ende bringen. Seine Zeit: 54 Jahre, 8 Monate, 6 Tage, 3 Stunden, 32 Minuten und 20 Sekunden. 1912 waren Männer übrigens der Meinung, Stress im Wettkampf könne Frauen hysterisch machen. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten: Hysterisch wird etwa die Frau an meiner Seite nur, weil ich mich ab sofort in den 330-Stunden-Olympia-TV-Marathon stürze. Sofern ich beim Tauziehen um die Fernbedienung Gold erringe ...