Meinung/Kolumnen/Im Bild

Im Bild: Hofratswitwen-TV

Ein trüber Oktobertag. Feiertag, alles ist ruhig. Oder? Nein! Wer um 14 Uhr zufällig TW1 eingeschaltet hatte, wurde Zeuge eines historischen Ereignisses. ORF -Generaldirektor Alexander Wrabetz legte - die Kamera hielt den Moment ehrfürchtig in Großaufnahme fest - einen Hebel um und startete den neuen Kultur- und Informationsspartensender ORF III ... Der erste Eindruck: Das Senderdesign ist elegant-gediegen, das Programm ebenso. Tag eins startete u. a. mit einem Interview mit dem französischen Autor Stéphane Hessel und einer Opernübertragung (die, wie ungefähr jede zweite ORF III -Sendung, von Barbara Rett präsentiert wurde). Ein löbliches, ein schönes Programm. Zwei kleine Einwände: Von dem im Vorfeld geäußerten Vorsatz, nicht nur für die A-Schicht senden zu wollen, ist wenig zu merken. ORF III ist voll auf Theatergeher, Festspielbesucher und Programmkinopublikum zugeschnitten. Wie will man breitere Sehergruppen ansprechen? Und, zweitens, wie die Jugend? Jugendkultur spielt (noch) gar keine Rolle im Programm des neuen Senders. Auf lange Sicht sollte ORF III aber mehr leisten, als Hofratswitwen-Fernsehen zu bringen.