Aprilscherzverdacht
Von Georg Leyrer
"Das ZDF versicherte auf Nachfrage, dass es sich nicht um einen Aprilscherz handle", vermerkte die Deutsche Presseagentur am Freitag am Ende eines Berichts; und diese Aprilscherzverdachtentkräftigung war ein so trauriger wie passender Schlusspunkt unter eine TV-Woche, bei der man sich oft und oft fragen musste, ob wir das alles eigentlich ernst meinen.
Das ZDF hatte ein Satirevideo gelöscht; und weil es sich um ein Video von Jan Böhmermann handelte und den 1.April, war man verunsichert. Hat das ZDF ernsthaft ein Satirevideo gelöscht? Hat Böhmermann – der einst behauptete, das Video mit dem Varoufakis-Mittelfinger gefälscht zu haben – die Löschung gefälscht? Was soll man rufen, "Zensur" oder "Reingefallen" ? Und wer, wem?
Böhmermann hatte, in Anspielung auf einen Politstreit um ein Erdogan-Lied, all das im Fernsehen gesagt, was man nicht über Erdogan sagen könne im Fernsehen. Es waren lauter superarge, böse, jenseitige Sachen. Eine überlebensgroße Aufregungsvorlage für alle, für Erdogan, für Türkenkritiker, Satirekritiker, Kritikenkritiker.
Dieser Provokations-Super-GAU wurde bereitwillig angenommen. Und Böhmermann hat damit, in Wirklichkeit, etwas ganz anderes über uns alle gesagt; etwas, das man letzte Woche wieder deutlich sah. Nämlich, dass wir uns über alles sofort aufregen. Dass TV-Gespräche als Schlachten mit Gewinnern und Verlierern geführt werden, dass Zuhören und Zwischentöne Ertragen zuviel verlangt sind. Hinweis: Das ist auch kein Aprilscherz.