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Bode forever

Ich hoffe, Bode schafft es, uns noch einige Jahre mit seinem Stil und seinen unnachahmlichen Einlagen, wie man Stürze vermeiden kann, erhalten zu bleiben.

Hubertus Hohenlohe
über Bode Miller

Mein Großonkel, der legendäre Gianni Agnelli, antwortete einmal auf die Frage, wie Fiat den Verlust eines wichtigen Managers verkraften sollte, mit den legendären Worten "Wissen Sie, jeder Friedhof ist voll von unersetzlichen Männern."

Womit er ja irgendwie recht hat.

Aber es gibt dann doch einige wenige auf dieser Welt, wo man sich so gar nicht vorstellen möchte, wie das wäre, gäbe es sie nicht mehr. Für den Skisport ist das sicherlich Bode Miller. Stellen Sie sich vor, Sie schauen sich ein Skirennen an und dieser Cirque-de-Soleil-Artist auf zwei Brettern würde sein Charisma nicht mehr in unsere Wohnzimmer produzieren.

Stellen Sie sich vor, es steht niemand mehr 20 Sekunden stoisch am Start einer steilen Abfahrt, als ob ihn diese Veranstaltung gar nicht interessieren würde. Um dann, nachdem er gestartet ist, immer einen aufregenden Ritt voller Zwischenfälle herunterzuzaubern.

Der Artist

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Stellen sie sich vor, dass niemand mehr mit einem Ski die ganze Stelvio-Abfahrt in Bormio heruntertrapezieren würde, dass niemand in Kitzbühel bei der Steilhang-Ausfahrt die Linie oben auf den Audi-Plakaten wählen würde. Es wäre ein sehr trauriger Tag für diesen Sport, der Verluste von Persönlichkeiten wie Alberto Tomba oder Hermann Maier nur sehr schwer wegstecken konnte. Ich finde, die Weltcup-Familie sollte an dem Tag, an dem Bode beschließt, nicht mehr an den Start zu gehen, Trauerflor tragen. Sie sollten sich alle erkenntlich zeigen, dass dieser Zirkus seinen großen Freigeist und Hexer für immer verloren hat, und dass kein Rennen mehr so sein wird wie vorher.

Wenn man Bode besser kennenlernt, ist man erstaunt, wie präzise und genau er alle Situationen analysiert, wie vielseitig er ist. Er spielt exzellent Golf, hat bei den Tennis-US-Open die Quali im Doppel gespielt, er weiß über die Weltpolitik genauso Bescheid, wie er die Stärken und Schwächen in Julia Mancusos Schwung weiß; er war es, der sich als Erster von einem Nationalteam gelöst hatte, um sein eigenes Team zu gründen. Kein anderer Rennfahrer strahlte je so eine Unabhängigkeit und Souveränität von seinem Verband aus wie er.

Der Liebling

Bode hat manchmal einfach wichtige Weltcuprennen ausgelassen, weil er lieber Rennpferde einkaufen wollte, die gerade zur Versteigerung standen (schlechtes Timing). Stellen Sie sich vor, Hannes Reichelt ruft beim ÖSV an und sagt, er hat jetzt gerade mal keine Zeit ein Weltcuprennen zu bestreiten, weil er sich ein Pferd kaufen will. Einfach unvorstellbar. Aber das ist die Crux an der Sache: Es ist und bleibt ein Einzelsport.

Die Verbände haben aber so viel Macht, dass sie nur wenige Bode Millers in dieser Welt zulassen – leider. Diese wären aber wiederum die Typen, die dem Sport das gewisse Extra bringen, abseits von Sieg und Niederlage oder Hundertstelsekunden. Ich glaube, 75 Prozent der zuschauenden Österreicher hatten am Donnerstag bei diesem furchtbaren Missgeschick Mitleid mit dem US-Boy – und wenn es nicht einer vom rot-weiß-roten Power-Team ist, dann wünschen sich wahrscheinlich 99 % aller Aficionados des Austria-Skiteams Bode den Sieg.

Do it again, Bode

Ich hoffe, Bode schafft es, uns noch einige Jahre mit seinem Stil und seinen unnachahmlichen Einlagen, wie man Stürze vermeiden kann, erhalten zu bleiben. Ich hoffe, dass er genug Motivation, Kraft und geistige Brillanz besitzt, um bis zu den Olympischen Spielen 2018 in Südkorea zu fahren. Dass er dann dort als 40-jähriger den Olympiasieg nachholt, den er in Sotschi bei der Abfahrt eigentlich hätte holen müssen – wäre er nicht dort wie auch am Donnerstag beim WM-Super-G mit dem Leichtsinn eines 20-jährigen in eine Torstange gerast!

Damals war er für 30 Sekunden knocked out wie ein Boxer und verlor Gold. Diesmal war es eine tiefe Fleischwunde in seiner Wade und eine tiefe Wunde in den Herzen aller Fans von kreativem Skifahren. Mein Plädoyer: Bode, please ski forever!