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Zusammengebraut

Diese Kolumne ist nicht ein Hort der Oberflächlichkeit, sie ist ihr Olymp.

Karl Hohenlohe
über Oberflächlichkeit.

„Ihre Kolumne, Herr Redakteur“, schreibt Dr. Ilse G. aus W., „ist ein Hort der Oberflächlichkeit“.

Ich habe schon Leserbriefe mit deutlich stärkerem Newswert erhalten.

Diese Kolumne ist nicht ein Hort der Oberflächlichkeit, sie ist ihr Olymp. Man hat mich gerade dafür engagiert, über Liebeskummer, Haartönungen, Schuhwerk und falsche Betonung von Fremdwörtern zu berichten.

Die Menschen sind der Fakten keineswegs überdrüssig – es gibt genug ausgezeichnetes Personal, das sie damit versorgt –, sie wollen auch einmal an der Oberfläche regenerieren.

Nehmen wir die TV-Ansprache des Herrn Bundespräsidenten. Natürlich will man wissen, was er sagt, aber man will auch wissen, wie er es tut, was er an hat und wie er dabei aussieht.

Es ist wesentlich diffiziler, über Nebenschauplätze zu berichten, als den Fokus zu beleuchten. Und doch gelten die Berichterstatter der Nebenschauplätze als weniger qualifiziert.

Die Rede des Herrn Bundespräsidenten war sehr gut, auch der Zwirn seines Anzuges. Seine Brauen sind gewachsen, fast haben sie die Höhe derer von Doktor Günther Nenning, aber von den Ausmaßen der Breschnew’schen Brauen sind sie noch weit entfernt.

Ich kenne den Coiffeur des Herrn Bundespräsidenten nicht und es steht mir nicht zu, ihn zu instruieren, aber vielleicht sollte er beim nächsten Besuch des hohen Herren die Brauen unberührt lassen, da der oftmalige Schnitt den Wuchs wahnsinnig animiert. So viel zur Kunst der Oberflächlichkeit.