Meinung/Kolumnen/GesMBH

Zum Kapplziehen

Als man das Tuch von der Statue zog, weinte Herr Lauda.

Karl Hohenlohe
über Menschlichkeit

Herr Niki Lauda, so hört und liest man, hat sich verändert. Die neue Frau, der doppelte Nachwuchs, die Weisheit des beginnenden Alters, sollen ihn, wie es der Barkeeper-Doyen Rainer Husar zusammenfasste, „menschlicher“ gemacht haben.

Ich denke, das war er immer schon.

Ich habe Herrn Lauda, noch im vorigen Jahrhundert, bei einer der ersten „Jochen-Rindt-Shows“ im Messepalast wahrgenommen, wusste damals nicht, wer er war, und habe trotzdem ein Autogramm erbeten. Er war sehr freundlich und auf meine Frage, ob er der Auto- oder Motorradszene zugehörig wäre, lächelte er.

Personen, die über keinerlei Menschlichkeit verfügen, haben große Schwierigkeiten, zu lachen oder zu weinen.

Herr Lauda kann beides. Ich entsinne mich einer Denkmalenthüllung in Monte Carlo, die dem verstorbenen Lauda-Intimus und verdientem Gesundheitsförderer Willi Dungl gewidmet war. Als man das Tuch von der Statue zog, weinte Herr Lauda. Bitterlich und als Einziger.

Später hatte ich in wiederholter Form mit Herrn Lauda zu tun, vornehmlich für die Sendung „Seitenblicke“ lockte ich ihn vor die Kamera. Kein einziges Mal war er unfreundlich oder schroff und seit ich ihn für eine Quizsendung nötigte, auf die Frage, „Wie heißt die berühmteste Biene der Welt?“ fälschlicherweise „Pocahontas“ zu antworten, ist er ganz meins.

Herr Lauda, ob Waschmittelwerber, dreifacher Weltmeister der Formel 1 oder beim Sparen, als Erziehungsbeauftragter oder Filmheld, ist immer der selbe geblieben und vielleicht ist genau das seine größte Stärke.