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Wortspende

Herrn Moretti aber flicht man, angesichts von „ Jo mei“, nicht ganz zu Unrecht, einen Lorbeerkranz.

Karl Hohenlohe
über Tobias Moretti

Gerade sah man Tobias Moretti in einer Talkshow im Fernsehen. Man konnte sich des Eindruckes nicht erwehren, dass Herr Moretti nicht wahnsinnig gerne Antworten gibt.

Sei es privat, die Liebe zum Motorrad oder sein künstlerisches Schaffen betreffend, er hält sich bedeckt. Früher hat man zu solchen Menschen gesagt, man müsse ihnen die Antworten aus der Nase ziehen, und auf Besserung gehofft.

Heute hat dieses reservierte Vorgehen für viele einen ganz besonderen Reiz. Ein kurzer Satz wird plötzlich zu einem langen, eine hingeworfene Nebensächlichkeit zum Statement, das Schweigen zur Beredsamkeit.

Dazu kommt, dass Herr Tobias Moretti sein Haar wirr trägt. Wenn es wirklich die Natur geschaffen hat, gibt ihm das etwas Widerspenstiges, wenn es der Coiffeur war, nicht.

Meine geschätzte KURIER-Kollegin Anna Gasteiger hat bereits darauf hingewiesen, die schönste Antwort dieses Interviews war „Jo, mei“. (mehr dazu)

Dieses „Jo, mei“ war so stark, dass die Frage, die es auslöste, umgehend verblasste, und „Jo, mei“ eine ähnliche Kraft entwickelte wie „Ick bin ein Berliner“, „I bin’s, dei’ Präsident“ oder das Finger’sche „I wer’ narrisch“.

Beflügelt vom großen Erfolg von „Jo, mei“, sollte man sich jedoch nicht an ihm vergehen. Wenn unsereins in einer Talkshow auf eine Frage „Jo, mei“ antwortet, werden wir, ungeachtet der Façon unseres Haupthaares, nie wieder eingeladen.

Herrn Moretti aber flicht man, angesichts von „Jo mei“, nicht ganz zu Unrecht, einen Lorbeerkranz.