Meinung/Kolumnen/GesMBH

Weiße Weste

Vielleicht sind die Lipizzaner auch nur bei ihren Auftritten weiß.

Karl Hohenlohe
über die Fête Imperial

Die „Fete-Imperiale“ ist schon alleine deswegen eine sehr gelungene Veranstaltung, weil man ein Mal im Jahr ein weißes Dinnerjacket tragen kann.

Man glaubt dann, in den anderen Festgästen Erinnerungen an Professor Brinkmann wachzurufen, horcht auf, wenn von irgendwo ein „Herr Doktor“ herüberschwappt, man hält sich gerader, man wird Wimbledon.

Vielleicht sind die Lipizzaner auch nur bei ihren Auftritten weiß.

Humphrey Bogart hat Weiß getragen, Mahatma Gandhi und nun ich, der im Sommer durch die Winterreitschule schwebte. In Weiß gehüllt, verströmt man eine Mischung aus Arzt, dem die Frauen vertrauen, man wird zum mächtigen Fleischhacker, frühmorgens, noch sauber, bevor er an sein blutiges Tagwerk geht, und hat doch etwas Verletzliches, das im Bedarfsfall gerne zum Unschuldigen mutiert.

Überall sucht man die Brüder im Geiste, bewundert Herbert Föttinger, bestaunt Christian Konrad und steht plötzlich vor Friedrich von Thun und seinem weißen Dinnerjacket und ist sich nunmehr sicher, dass man an diesem Abend nicht falsch liegt.

Jetzt wird man hopataschig, man plant Interview-Anfragen, die dann nie kommen, mit einer wegwerfenden Handbewegung abzulehnen, man grüßt nur mehr Prominente, die keine Ahnung haben, wer ihnen da Ehrerbietung zollt, man erhebt sich über die anderen.

Dann kommt jedes Jahr irgend ein Depp, ruft „Herr Ober, zwei Gspritzte“ und man ist wieder ganz unten.

Die Bilder von der Fête Imperial

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