Wei’s nicht Wurst is
Von Karl Hohenlohe
Nicht lange musste man auf den eigentlichen Höhepunkt der Reise warten – endlich nippte der Herr Präsident an einem Weizenbier ...
über Barack Obama
Es begann damit, dass der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika Deutschland besuchte und sich mit dem Hinweis: "Ich habe meine Lederhose vergessen" in die Herzen der Bayern stahl.
Minutenlang sah man Barack Obama im Fernsehen, wie er dirndlgeschmückten Dirndln die Hand schüttelte, wippende Gamsbärte betrachtete und das bärtige Bergvolk in Raserei versetzte.
Nicht lange musste man auf den eigentlichen Höhepunkt der Reise warten – endlich nippte der Herr Präsident an einem Weizenbier (alkoholfrei, was von vielen Bayern als Affront gewertet wurde) und dann geschah es. Mr. President wurde vom Herrn Kanzler, dem Ehemann von Frau Merkel, in die Feinheiten des Weißwurstverzehrs eingeführt.
Joachim Sauer ließ das geriffelte Messer gekonnt über die Längsseite der original bayerischen Weißwurst gleiten und schälte den Inhalt heraus. Millionen Augenpaare warteten nun auf den großen Moment und schon war es so weit.
Langsam, fast bedächtig, griff der mächtigste Mann der Welt zur Gabel und führte ein Stück gekochtes Brät zum Mund. Gleich würde er lächelnd wie zustimmend der Kanzlerin zunicken, seine ungeteilte Begeisterung über den Geschmack der Weißwurst zum Ausdruck bringen und den Namen des gottbegnadeten Metzgers notieren.
Aber nichts dergleichen geschah.
Präsident Obama schluckte ganz so, als hätte er ein Fischstäbchen, eine Topfenpala oder ein IKEA-Fleischbällchen verzehrt. Jetzt weiß man endlich, warum so harsch protestiert wurde.