Meinung/Kolumnen/GesMBH

Wein-Handlung

Ein Stück, dem man die Bemühung, sich von einer normalen Weinflasche zu unterscheiden, nicht ansieht.

Karl Hohenlohe
über eine Weinflasche

Vor einigen Tagen wurde eine Weinflasche – befüllt von Leo Hillinger, entworfen von Zaha Hadid – präsentiert.

Ein schönes Stück, dem man die Bemühung, sich von einer normalen Weinflasche zu unterscheiden, nicht ansieht.

Herr Hillinger, der schönste Winzer unter den zahllosen schönen Winzern Österreichs, näherte sich also einem Tischchen, griff mit seinen riesigen, vom millionenfachen Hantelheben gestählten, Fingern ein zartes, dunkelschwarzes Seidentuch, hob es an und schon war der Blick auf die Weinflasche, die keine Weinflasche sein wollte, frei.

Ein wunderbares Bild.

Hinten der große Mann, mit dem langen blondem Haar und dem Bart, der vor drei Tagen in Auftrag gegeben wurde, und vorne das Gedicht aus Glas.

Später würde Leo Hillinger Herrn Robert Reumann anvertrauen, dass es einem „Traum für beide“ gleichkäme, „einer Symbiose, der eine will eine Flasche und der andere sagt: Ja, wir machen eine“.

Es hat im Laufe der Weltgeschichte immer schon große Menschen gegeben, die sich gegenseitig inspirierten, Coco Chanel und Igor Strawinsky, Cäsar und Kleopatra, Mark Terenzie und Sarah Connor, Simone de Beauvoir und Sartre, Leo Hillinger und Zaha Hadid.

Gerade sah ich Herrn Hillinger im Fernsehen – Szenen aus dem österreichischem Winzeralltag.

Er hockte vor einer Rebe, trug weiße Zwirn-Handschuhe und zwickte eine Traube ab.

Der Mann ist immer für Überraschungen gut.