WAU
Von Karl Hohenlohe
über seinen Hund Otto
Vom Aussehen her ruft er Erinnerungen an ein batteriebetriebenes Bonsai-Schaf wach.
Kürzlich geht mein Hund Otto mit mir spazieren. Otto ist sehr nett und aufmerksam. Vom Aussehen her ruft er Erinnerungen an ein batteriebetriebenes Bonsai-Schaf wach.
Erst geht es in den Park, dann in die leinenbefreite Hundezone, wo alles Geschäftliche erledigt wird. Zum Abschluss zeigt mir Otto die Menschenzone und auf einmal sehe ich Frau R., die Witwe des berühmten Schauspielers, und ihre Tochter Cordula, ehemals ein bekanntes Fotomodell. Begleitet werden die beiden von einem Hund, der frei läuft.
Otto wedelt mit dem Schwanz, nähert sich freundlich seinem Artgenossen, aber dieser war not amused. Plötzlich springt er auf Otto zu und beginnt ihn zu beißen. Riesengeschrei, große Aufregung, endlich gelingt es mir, Otto zu befreien und Stille, nur von Ottos Winseln unterbrochen, tritt ein.
Da plötzlich sagt Frau R.: „Das ist typisch für die angeleinten Hunde.“
Otto winselt weiter. Ich sage: „Das ist jetzt eine eher einfache Erklärung“ und wieder tritt Stille ein.
Frau R. und ihre Tochter schicken sich an, zu gehen. Kein Blick auf den winselnden Hund, keine Frage, ob er vielleicht verletzt ist, dann aber doch eine Reaktion. Frau Cordula R. wirft den Kopf ins Genick, möglicherweise wirkte das einmal mondän, und meint: „Der Kleine hat angefangen!“ Dann geht man ab.
Zurück bleibt der winselnde Hund, sein perplexer Besitzer und das Gefühl, wenn man im Fernsehen jemand Erstaunlichen sieht und sich für ihn geniert.