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Was wurde aus …?

Besonders beeindruckend ist Herrn Lugners Agilität.

Karl Hohenlohe
über Richard Lugner

Man hatte sich irgendwie an ihn gewöhnt. Die Stimme, die Frisur, das eigene Lächeln und die Blitzlichter, die ihn Tag und Nacht begleiteten – zumindest wollte er das so. Immer war irgendwo, irgendetwas von ihm zu lesen.

Sager, Sprüche, begleitende Damen, Tochter, Exfrau, Lord Helmchen, die Stars vom Opernball und die Nichtstars vom Opernball. Nun ist es seltsam still geworden um Herrn Lugner und man fragt sich, ob die Journaille schläft oder der Herr Baumeister selbst.

Viele haben Herrn Lugner auch deswegen geschätzt, weil ihm der Begriff „genieren“ geläufig, aber nicht peinlich war, und große skurrile Kraft seine Auftritte prägte.

Er kann laut werden, wunderbar grimassieren und manchmal, wenn die Damen nicht parieren, ist er öffentlich verzweifelt. Man kann es als nicht unentwegt ernst zu nehmende Persönlichkeit weit in Österreich bringen.

Hundertausende Menschen wünschten sich Richard Lugner als Bundespräsident und ich hege den leisen Verdacht, dass nicht alle Scherzkekse waren.

Besonders beeindruckend ist Herrn Lugners Agilität.

Er tanzte in der Lugner-City, er sang, er rappte, er kämpfte um längere Öffnungszeiten und das alles in einem Alter, in dem die meisten anderen zu seinen angepeilten Sperrstunden schon im Bett lagen. Der größte Unterschied von Herrn Lugner zu herkömmlichen Prominenten?

Sie schützen ihre persönlichen Bereiche, er hat rund um sein Privatleben alle Zäune abgebaut, aber niemand will so recht in seinen Garten schauen.