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Eine Postkarte, die mir Herr Muliar einmal schickte, habe ich gerne aufgehoben

Karl Hohenlohe
über Fritz Muliar

Markus Muliar, Cafétier und Enkel des Schauspielers Fritz Muliar, hat ein schönes Buch über seinen übergroßen Großvater geschrieben.

Fritz Muliar (1919–2009) ist vor sechs Jahren gestorben. Ich besitze wenige Andenken an berühmte Persönlichkeiten – Devotionalien verblassen ja nicht nur durch die Sonne, sondern auch durch die Zeit –, aber eine Postkarte, die mir Herr Muliar einmal schickte, habe ich gerne aufgehoben.

Vorne ist eine leicht vergilbte Ansicht, wie wir sie aus Kiosken kennen, eines trutzigen Steinhauses abgebildet, das sicher schon zwei Jahrhunderte den Meereswellen widerstand, und hinten hat er "18. August, Herzliche Grüße aus Triest, Fritz Muliar" geschrieben.

Ich war genau so erfreut wie erstaunt, das Mysterium klärte sich erst Monate später auf, als mir Herr Muliar ganz nebenbei offenbarte, was ihn seit jeher am 18. August nach Triest gedrängt hat:

Kaisers Geburtstag.

Das war für mich damals genauso seltsam wie heute. Der überzeugte Sozialdemokrat Fritz Muliar feiert den Geburtstag von Kaiser Franz Joseph.

Was mag ihn angetrieben haben, eine Verklärung der Vergangenheit vielleicht, eine nostalgische Genetik oder die Gewissheit, dass auch konträre Einstellungen nicht pauschale Vernichtung verdienen. Es soll ja auch Konservative geben, die dem Sozialismus zahlreiche positive Seiten abgewinnen können.

Das Buch, das Markus Muliar seinem nicht immer einfachen Großvater gewidmet hat, heißt übrigens: "Damit wir uns verstehen!"