Tadel-Los
Von Karl Hohenlohe
Der Hunger nach Lob ist niemals gestillt.
über Kritiken
Kürzlich referierte der Erfolgsautor Daniel Kehlmann im Fernsehen über den Berufsstand der Kritiker.
Sein Fazit: Nicht immer soll man sie ernst nehmen.
Dazu möchte ich Folgendesbemerken:
Mindestens Hunderttausende Künstler kreuzten bislang meine Wege, keinen einzigen ließen Kritiken kalt.
Die meistens sind zeitlebens gekränkt, selbst wenn man sie über den grünen Klee lobt. Sie stoßen sich zum Beispiel an Formulierungen wie „F. war in großer Form“, weil sie „F. war in ganz großer Form lesen wollen“.
Der Hunger nach Lob ist niemals gestillt.
Vereinzelt trifft man immer noch auf Kunstschaffende, die Stein und Bein schwören, sie würden keine Kritiken lesen.
Dies ist gar nicht nötig, weil man bei erster Gelegenheit von den Kollegen darauf hingewiesen wird.
Meist in einem mitleidigen, anklagenden Ton („Schweinerei, was man da über Dich geschrieben hat“), der jedoch die Freude über die schlechte Beurteilung nicht verhehlen kann.
Ich bin vor solchen Gefahren gefeit.
Als man im „Standard“ anlässlich meiner Uhrenmuseumsführung auf ORF III die Farbe meines Sakkos in Frage stellte, habe ich es vernichtet, aber mich ließ die Kritik vollkommen kalt.
Es scheint sich also zu bestätigen, was mir Professor Antal Festetics einmal zu später Stunde anvertraute:
„Es gibt nur zwei Menschengruppen. Die einen sind eitel und die anderen lügen“.