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Standpunkt

Wahrscheinlich wird es Frau Sochor nicht wirklich gerne lesen, aber es sind bereits erste Anzeichen einer Legende bei ihr zu attestieren.

Karl Hohenlohe
über Hilde Sochor

Im Volkstheater erinnerte man sich im Rahmen einer Matinee an Gustav Manker, den legendären Direktor des Hauses.

Herr Manker lebt nicht nur in der Erinnerung vieler Volkstheaterbesucherinnen und Volkstheaterbesucher weiter, auch in der Gestalt seiner Nachfahren, beispielsweise seines Sohnes und Erzbösewichtes Paulus Manker und seiner Frau Hilde Sochor.

Frau Sochor war ihrem Mann eng verbunden. Ich erinnere mich, dass sie einmal dem Satz „Er war gescheit und gebildet, er hat sich weder für Fußball noch für Briefmarken interessiert“ den Nachsatz „Gott sei Dank“ folgen ließ.

Wahrscheinlich wird es Frau Sochor nicht wirklich gerne lesen, aber es sind bereits erste Anzeichen einer Legende bei ihr zu attestieren. Man merkt das an den Menschen, die plötzlich lächeln, wenn eine verehrte Persönlichkeit die Bühne betritt und man spürt es im Applaus.

Als Frau Sochor, die gerade nicht so gut zu Fuß ist, im Rollstuhl auf der Bühne stand, da klatschten die Leute, aber es war ihnen nicht genug.

Im Gegensatz zu Amerika, wo die „Standing Ovation“ etwa dem entspricht, was hierzulande einem stärkeren Applaus gleichkommt, stehen die österreichischen Theaterbesucherinnen und Theaterbesucher während des Beifallssturms nur sehr selten auf.

„Gott sei Dank“, möchte ich dem letzten Satz folgen lassen, weil ja jede Ehrenbezeugung, die zu oft ausgeführt wird, deutlich an Substanz verliert.

Frau Sochor wurde jedoch stehend bejubelt, Gott sei Dank.