Schuss nach hinten
Von Karl Hohenlohe
Loriot darf, wir nicht. Aber wir sind reingewaschen, singen "O Tannenbaum" und der Advent hat uns wieder.
über Advent mit Loriot
Der Hof des Wiener Palais Niederösterreich war wunderschön geschmückt. Gerade hatte der Kräuterpfarrer Felsinger im Beisein des Herrn LH Pröll über die besinnliche Weihnachtszeit philosophiert, als Mag. Wagner-Trenkwitz und ich an der Reihe waren.
Dankenswerterweise hatte man uns für die Adventmarkt-Eröffnung zugezogen und wir entschieden uns für den Vortrag eines Gedichtes. Ein schönes Poem mit dem Titel " Advent", das darin gipfelt, dass die Försterin den Förster nicht nur ins Jenseits befördert, sondern ihn auch noch fachgerecht zerteilt.
Wir stehen also auf der Bühne, Hochwürden schwelgt in Ausführungen über die seligen Zeiten und plötzlich überfallen uns erste Zweifel.
Kann man inmitten des zarten Dufts von Zimt und Tannenzweigen Pulverdampf verströmen? Haben wir uns übernommen? Wird man uns wegen Störung der Weihnachtsruhe lynchen?
Mag. Wagner-Trenkwitz, der nunmehr als Brutus firmiert, wirft als Erster die Nerven weg. Er beginnt unseren Vortrag mit dem Hinweis, Herr Hohenlohe hätte das folgende Gedicht ausgesucht.
Dann geht es los, die liebe Förstersfrau, die den Griesgram über Kimme und Korn erlegt, zerwirkt und in Pakete verpackt, usw. usw.
Nein, die Menschen und der LH sind uns nicht gram, sie lachen, nur ein einziger Mann hinter mir ruft "Buh". Als Magister WT auf Vicco v. Bülow als den Urheber des Gedichtes verweist, sagt der "Buh"-Rufer: "Ah so." Loriot darf, wir nicht. Aber wir sind reingewaschen, singen "O Tannenbaum" und der Advent hat uns wieder.