Meinung/Kolumnen/GesMBH

Schnitzeljagd

Die Trafik in der Salesianergasse ist verwaist, verlassen, aufgelöst.

Noch vor wenigen Jahren konnte man hinter der Budel den berühmten Fußballer Fanz Hasil bestaunen. Man erwarb Zeitungen, Zigaretten und ein wenig Ruhm, der bei jedem Besuch auf den Kunden abfärbte.

Wir sprachen über dies und das, und Herr Hasil erzählte, dass man ihn in Rotterdam, wo er jahrelang tätig war, mittels Statue geehrt hatte, darüber hinaus wäre er bei der Königin eingeladen gewesen.

Natürlich ist Herr Hasil Ehrenbürger von Rotterdam, im Jahre 2000 wurde er zum erfolgreichsten Legionär Hollands gewählt.

Alles sehr beeindruckend, das Wichtigste jedoch, nämlich wie man Herrn Hasil in Rotterdam getauft hatte, erzählte er nicht.

Erst jetzt, wo man die Zeitungen, Zigaretten und Lose anderwärtig erwirbt, wurde der Spitzname publik. In einer Fernsehsendung gestand Franz Hasil, in Holland, "Wiener Schnitzel" gerufen worden zu sein.

Wiener Schnitzel?

Ein Wiener Schnitzel kann für vieles herhalten, für Trägheit, sich fallen lassen, fades Fett, Dickbäuchigkeit, fehlende Zitrone und Erdäpfelsalat – niemals aber für ein Fußballidol.

Selbstverständlich weiß Herr Hasil, welche Assoziationskette der Spitzname "Wiener Schnitzel" bei den Zuhörern auslöst, und so sieht er sich seit Jahren gezwungen, der Geschichte vom "Wiener Schnitzel" die Zusatzinformation, "aber es war positiv gemeint, das war bei den Holländern eine Delikatesse" folgen zu lassen.

Vielleicht hat er ein, zwei Mal ein ungläubiges Gesicht geerntet und daher seinerzeit in der Trafik eisern geschwiegen.

 

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