Meinung/Kolumnen/GesMBH

Schnittmuster

Ich bin dafür, dass man Gerhard Tötschinger auch einmal ein rotes Band zum Durchschneiden zur Verfügung stellt.

Karl Hohenlohe
Über Gerhard Tötschinger:

Nun hat man das „Hotel Kärntnerhof“ feierlich wiedereröffnet. „Die Grande Dame des deutschsprachigen Films, Christiane Hörbiger, wird um 19 Uhr das rote Band durchschneiden“, war auf der Einladung zu lesen.

Während Frau Hörbiger oben zur Schere griff, saß unten in der Lobby Herr Tötschinger, der Mann an ihrer Seite.

Herr Tötschinger ist es gewohnt, dass man Frau Hörbiger huldigt. Wenn sich die Fotografinnen und Fotografen um ein Bild reißen, steht erst Frau Hörbiger im Mittelpunkt, wenn sie um Wortspenden flehen, dann zuerst bei Frau Hörbiger und wenn man wissen will, wer das Outfit geschneidert hat, wird Frau Hörbiger vor Herrn Tötschinger befragt.

Dies ist nicht immer leicht zu ertragen und so habe ich beispielsweise auch schon Prinz Philip mit indigniertem Gesichtsausdruck gesehen.Niemals aber Herrn Tötschinger.

Während oben also die Post abging und sich die Massen um das rubinrote Eröffnungsband, Frau Hörbiger und die scharfe Schere scharten, wartete Herr Tötschinger geduldig parterre und war guten Mutes.

Kein Argwohn war ihm anzumerken, kein Neid trübte seine Stimmung und er war voller Geschichten.

Vom Theater in der Josefstadt, zum Heiligenkreuzerhof, von Habsburg, Holaubek bis hin zu Friedrich Eckstein, dem Polyhistor, den außer Gerhard Tötschinger niemand mehr kennt.

Das war sehr unterhaltend und ich bin dafür, dass man Gerhard Tötschinger auch einmal ein rotes Band zum Durchschneiden zur Verfügung stellt.