Meinung/Kolumnen/GesMBH

Schlussakkord

Freilichtkonzerte haben immer eine eigene Dynamik.

Karl Hohenlohe
über den Wolkenturm von Grafenegg

Für dieses Jahr war es das letzte Konzert im Wolkenturm von Grafenegg. Verdis Requiem trug den Sommer zu Grabe.

Ein letztes Mal bäumte sich die angenehme Temperatur auf, die Decken der Skeptiker blieben unbenützt und selbst der Wind lauschte, anstatt zu blasen.

Freilichtkonzerte haben immer eine eigene Dynamik.

Sind die Scheinwerfer für die Künstler da oder für die Nachtfalter, wird der Steinway nach dem kurzen Nieselregen leiden und ist der plötzliche Ruf der Enten aus dem Himmel oder aus dem Hades?

Einmal noch wird der Wolkenturm in Applaus gehüllt, in den nächsten Monaten wird er als Lockvogel dienen und seine Artgenossen ködern.

Hoch oben werden sie über Grafenegg ziehen und Toni Mörwald suchen, der die abgehenden Gäste in seinem blütenweißen Waffenrock nun einige Monate nicht mehr verabschieden kann.

Jetzt haben wieder die gemeinsten natürlichen Feinde der Freilichtkonzerte Hochsaison, Cessna, Boeing und Airbus können wieder fliegen, ohne indignierte Himmelblicke von Konzertbesuchern zu erzeugen.

Kurz bevor der riesige Chor auf Geheiß des Dirigenten zum großen Finale ansetzt, flattert eine Fledermaus über die Bühne.

Nein, es ist nicht Verdis Geist, es ist nur eine kleine Hufeisennase auf der Suche nach dem Nachtfalter bei dem Scheinwerfer. Was sie mit dem Publikum verbindet ?Das Bedauern, dass es nun im Wolkenturm von Grafenegg eine Zeit lang vorbei ist.