Schleifspur
Von Karl Hohenlohe
Herr Bloeb ist mit Charme gesegnet.
über Gregor Bloeb
Endlich wurde Herr Gregor Bloeb zum besten Theaterschauspieler des Jahres gewählt. Der kleine Bruder von Tobias Moretti ist jetzt mindestens ebenso groß. Herr Bloeb ist mit Charme gesegnet, die fleischgewordene Reinkarnation der Verschmitztheit.
Er war über die Auszeichnung sichtlich erfreut und trug, dem Anlass entsprechend, einen dunklen Anzug, ein ins gelb gehendes Hemd und dazu ein feines, weißes Mascherl.
An das Schuhwerk kann ich mich nicht mehr erinnern.
Das Mascherl jedenfalls verlieh ihm etwas Unschuldiges, man war an einen Sängerknaben erinnert, der sich bezüglich seiner Uniform uninformiert gezeigt hat, oder an Liesl Karstadt, wie sie das Firmkind von Karl Valentin war.
Herr Bloeb mit dem weißen Mascherl erschien vielen als Kind in der Kleidung eines Erwachsenen, was er ja möglicherweise auch ist. Wir wünschen es ihm in jedem Fall.
Dieser Eindruck wurde dann auch noch dadurch verstärkt, dass sich das linke Mascherlflügerl plötzlich genierte und unter dem Hemdkragen verbarg.
Dort lugte es heraus und wollte sich erst lange nach der Veranstaltung, wahrscheinlich nur im engsten Familienkreise, wieder zeigen.
Diese Zeilen sind ein typisches Beispiel für die frappante Oberflächlichkeit der Gesellschaftsredakteure.
Während vergeistigte Menschen den besten Theaterschauspieler Österreichs kraft seiner Fähigkeit, fremde Charaktere über sich zu stülpen, vergöttern, tun wir es, weil uns sein Mascherl gefällt.