Meinung/Kolumnen/GesMBH

Schaumgebremst

Ich kann nicht genau sagen, ob dem Fotografen die Einzigartigkeit dieses Szenarios bewusst war, ob er sich zufällig in Schussposition begab oder konzentriert an die Genesis dieser Jahrhundertaufnahme heranging.

Es hatte alles ganz harmlos begonnen, schon strömten die Menschen in das Festzelt auf den Hohen Markt in Wien, um sich vor dem neuen Merkur-Markt zu verneigen, als ich sie sah.

Frau W., die berühmte Bierbrauerin aus Ottakring.

Frau W. hat viele Vorzüge, insbesondere das Talent, die eigene Biermarke mit hohem persönlichen Einsatz zu bewerben, ist sehr gut ausgeprägt.

Anders gesagt, ich habe Frau W. noch nie in einem Leben bei einem öffentlichen Auftritt ohne ein Bierglas mit selbst gefertigter Füllung gesehen.

Abermillionen anderer Festbesucher allgemeiner Veranstaltungen werden mir beipflichten.

Da stand ich also mit Frau W., als sich plötzlich ein listiger Bildberichterstatter näherte.

Frau W. erstarrte, fixierte das ultimative Böse – das Glas Wasser in ihrer Hand – es blitzte und Frau W. verschwand.

Aber sie verschwand nur kurz, Sekunden später war Frau W. wieder auf Position, die rechte Hand umklammerte ein Krügel mit Gerstensaft aus Ottakring, auf der Oberlippe von Frau W. grinste ein Bierbärtchen und ihren Mund umspielte das Lächeln einer Siegerin.

Anderntags durchforstete ich die Zeitungen, aber umsonst.

Irgendwo, in irgendeiner Redaktion liegt ein Jahrhundertbild.

Ich ersuche, es mir für erpresserische Weiterverwendung anzubieten.

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