Meinung/Kolumnen/GesMBH

Satzzeichen

Es war im " Kunsthistorischen Museum", wo ich mich im Zuge der sehr gelungenen Ausstellung "Kunst voller Wein" an die Eröffnungsgäste wenden durfte.

Während die Vorredner direkt auf den Kern der Traube zusteuerten, widmete ich mich der Epidermis.

Die Oberfläche ist mein angestammtes Revier. Da stand ich also auf dem Podestchen, blickte in die Runde. Und plötzlich überkam mich die nicht unberechtigte Sorge, die Zuhörerschaft würde sich möglicherweise an dem wenig intellektuellen Zugang stoßen und mich vom Pult. Die von mir sehr geschätzte Frau Direktor Haag würde Teer und dazu passende Federn besorgen, und die Geschichte nähme ihre grauenhaften Lauf.

Insbesondere eine Person im Publikum ließ Nervosität aufkommen, nein, Professor Bruckmann – "The Brain" – den ehemaligen Wahlhochrechner der Nation, durfte ich nicht enttäuschen.

In Sekundenschnelle strich ich alle Zoten, Kalauer, Indiskretionen vom Manuskript, übrig blieb ein Skelett, ein von allfälligem Tand befreites Papier – rein, sauber, hygienisch einwandfrei.

Dachte ich zumindest, denn während ich mich in meiner Vorlage kontinuierlich vorhantelte, stieß mir auf einmal folgender Vorbereitungstext ins Auge –

Dorothy Parker: "I can drink one or two glasses of wine at the most, three and I`m under the table, four and I`m under my host".

In allerletzte Sekunde entschloss ich mich, das honorige Publikum nicht mit diesen Überlegungen zu konfrontieren, ich wollte als Held vom Podest absteigen und verließ das KHM trotz meines angeborenen Buckels im aufrechten Gang.

Schade eigentlich.

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