Meinung/Kolumnen/GesMBH

Nu-nbsch-chen

Ich kennen viele Nuschler und von den vielen Nuschlern nuscheln viele ganz bewusst.

Karl Hohenlohe
über das Unaussprechliche

Gerade sah man den deutschen Schauspieler Till Schweiger als Kommissar im Fernsehen. Er schoss, liebte , hasste, fuhr Autos zu Schrott, nahm an Explosionen teil, aber alles, was man anderntags über in lesen konnte, war: Er nuschelt.

Ich kennen viele Nuschler und von den vielen Nuschlern nuscheln viele ganz bewusst. Sie sind es leid, die Vokale in der Mundhöhle deutlich zu formen, der Luftstrom, mit dem sie die Begriffe den anderen Ohren anvertrauen, ist als mäßig zu bezeichnen, die Ausdrucksstärke ist schwach ausgeformt. Der Nuschler unterscheidet sich vom Nicht-Nuschler vor allem darin, dass es ihm relativ egal ist, ob er verstanden wird.

So sprach Herr Schweiger im letzten Tatort zu Frau Sandra: „Nu-nbsch-chn“. Ich war gerade ein wenig unkonzentriert und konnte „Nu-nbsch-chn“ einfach nicht zuordnen.

Die Ohren der Österreicher sind, was das Nuscheln anbelangt, geschult wie kein anderes Volk, Hans Moser hat ganze Generationen nachhaltig gebildet.

Das österreichische Nuscheln ist leichter verständlich als das deutsche Nuscheln, bei der gemeinsamen Sprache verhält es sich umgekehrt.

Man sah also Herrn Schweiger, wie er ein Telefon an das Ohr presste und „Nu-nbsch-chn“ herauswürgte. Dann kam ein Schnitt, Frau Sandra , ebenfalls mit Telefon, erschien im Bild, verharrte und schwieg ratlos.

Auch sie hatte ihn scheinbar nicht verstanden und dass er mit „Nu-nbsch-chn“, „Nun, ein bisschen“ gemeint hatte, bleibt für alle Beteiligten ein ewiges Geheimnis.