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Man hatte Wolfgang Amadeus Mozart so beschrieben, wie er möglicherweise wirklich war.

Karl Hohenlohe
über Mozart

Ein allgemeines Brodeln lag in der Luft, das daher rührte, dass die Volksseele genüsslich kochte.

Was war geschehen, was hatte die Österreicherinnen und Österreicher derart in Rage versetzt? Man hatte Wolfgang Amadeus Mozart so beschrieben, wie er möglicherweise wirklich war. Nicht nur klein und hässlich, weil schafblatternvernarbt, nein, auch noch ein intrigantes Luder, das den Mitmenschen das Dasein zeitlebens schwer machte.

Ich glaube nicht, dass ich, abgesehen von Herrn Richard Wagner, der objektiv als charakterlicher Beelzebub bewertet werden könnte, jemals so Schlechtes über einen Musiker gelesen habe. Nun können wir uns aber beim allerbesten Willen nicht vorstellen, wie ein böser, wahnwitzig ungustiöser Mensch eine so zauberhafte Musik komponieren konnte.

Bei Wolfgang Amadeus Mozart schwingt ja immer etwas Engelsgleiches mit, die Noten formen gerne eine Himmelsleiter, die uns Zuhörer zum Paradies geleitet, wo Herr von Karajan den Ton angibt. Nun gibt es aber eine Tatsache, die unserer herrlichen Empörung Einhalt gebieten könnte:

Herr Mozart, so hat es auch die Musik-Koryphäe Marcel Ritter von Frydmann alias Marcel Prawy mehrfach versichert, war kein Österreicher. Dies wollen wir aber auch nicht akzeptieren.

So stehen wir vor dem Dilemma, dass wir nicht hören wollen, dass Wolfgang Amadeus Mozart klein, hässlich und ein Bösewicht und darüber hinaus auch kein Österreicher war.

In diesem Falle stößt man auf ein großes Potenzial an tauben Ohren.