Meinung/Kolumnen/GesMBH

Narrwahl

Es scheint, als gierten die Leserinnen und Leser nach Berichten über Miss-Wahlen.

Karl Hohenlohe
über einen Miss-Stand

Seit vielen Jahren zieren die unterschiedlichsten Missen die Zeitungen. Miss California, Miss Vienna, Miss Akrobatik, Miss Leverkusen, Miss Millstatt etc, etc.

Es scheint, als gierten die Leserinnen und Leser nach Berichten über Miss-Wahlen. Woher kommen sie, wer sind sie und wohin gehen sie – im Bikini.

In jungen Jahren wollten die Miss-Macher von den Kandidatinnen noch wissen, ob sie Französisch beherrschen und lachten dann geifernd ins Publikum. Das Erschreckende an der Sache – das Publikum lachte geifernd zurück.

Dann endlose Runden, die Damen mussten Seilspringen, drei Mal „ Massachusetts“ sagen und ein Lied singen.

Das war die Einleitung zum Höhepunkt: Am Schluss trippelten die Kandidatinnen in knappen Bikinis, auf die man „Cinzano“, „Memphis“ oder „ Odol“ geschrieben hatte, über den Laufsteg. Diese Runde entschied, völlig ungeachtet, wie viele Punkte die Mitstreiterinnen vorher ergattert hatten.

Damals gab es noch den Beruf des Miss-Machers, der sich durch im Keller liegende Sympathiewerte definierte. Ein Mal im Jahr wurde er interviewt, dann sagte er nicht „Busen“, sondern „Möpse“ und verschwand, nicht ganz zu Unrecht, wieder 364 Tage in der Versenkung.

Heute gehen die Miss-Wahlen ohne Zoten über die Bühne, aber der Gang im Badeanzug ist noch immer entscheidend.

Die WM in Cortina, das Mimik-Repertoire von Marika Rökk und der Kasperl in der Urania waren wirklich sehr schön, aber irgendwann hat man das ganze Konzept auch neu überdacht.