Meinung/Kolumnen/GesMBH

Namenskunde

Die Älteren können mit dem Namen Chaplin etwas anfangen, die Jungen nicht.

Karl Hohenlohe
über Kiera Chaplin.

Gerade war Frau Chaplin in Wien. Frau Chaplin teilt Österreich in zwei Lager, in Alt und Jung.

Die Älteren können mit dem Namen Chaplin etwas anfangen, die Jungen nicht. Charlie Chaplin ist ihnen genauso unbekannt wie seine Tochter Geraldine Chaplin und seine Enkelin Kiera Chaplin, das Fotomodell, das soeben in Wien war.

Charlie Chaplin stammt aus einer anderen, längst vergangenen Zeit. Er wurde noch im vorvorigen Jahrhundert geboren und war immer noch ein großer Stummfilmstar, als es den Tonfilm schon längst gab.

Wie soll man den Kindern den Stummfilm erklären, wenn ihnen der Schwarz-Weiß-Fernseher schon aus dem Paläozoikum stammt?

Charlie Chaplin war der erste wirklich große Star der Welt. Er schuf eine, letztlich sehr melancholische, Kunstfigur, setzte ihr eine Melone auf, drückte ihr ein Bambusstöckchen in die Hand, klebte ihr ein markantes Bärtchen unter die Nase und schon war es um die Welt vollkommen geschehen.

Charlie Chaplin war der Komiker des 20. Jahrhunderts, eine Epoche, von zwei Weltkriegen geprägt, in der es wenig zu lachen gab und man deswegen so danach gierte. Der Zauber der alten Filme erschließt sich heute am ehesten den Kindern und ihren Großeltern.

Der größte Unterschied zu früher: Damals animierte ein Stummfilm zum Lachen, heute schafft man es oft nicht einmal mit artifiziellen Lachkonserven, die müden Pointen zu lokalisieren.