Meinung/Kolumnen/GesMBH

Murmeltiergrüße

Irgendwann werden die Jungen alt und irgendwann wird auch Frau Bacall vergessen.

Karl Hohenlohe
über das Älterwerden

Es starb Lauren Bacall. Lauren Bacall, werden die Jungen sagen, kennen wir nicht. Sie hat in keinem Container gearbeitet, kaum Talkshows besucht und niemals im Sommertheater gespielt.

Woher sollen wir sie also kennen?

Aber Lauren Bacall, werden die Alten sagen, war doch mit Humphrey Bogart verheiratet. Humphrey who?

Das war doch der, mit dem Bergman, Paul Henreid und Peter Lorre in "Rick's Café" gespielt haben.

Du weißt schon, das berühmte Lied ... das Flugzeug am Schluss ... Kind geht ab. So spielt es sich tagtäglich in Hunderttausenden österreichischen Haushalten ab.

Die Jungen haben Josef Meinrad, Paul Hörbiger und Hans Moser nie gekannt, die Alten versuchen Curd Jürgens, John Lennon und Lauren Bacall dem Vergessen zu entreißen.

Die Alten merken, dass sie älter werden. Vereinzelt haben sie schon von Ö3 auf Radio Wien gewechselt und zum ersten Mal die Anschaffung eines batteriebetriebenen Fahrrades angedacht.

Die Männer nehmen nicht mehr ab, sie beginnen, die Hosenbünde auszulassen. Die Frauen zählen die grauen Haare jetzt nicht mehr. Alle halben Jahre verabschiedet sich irgendeine Persönlichkeit von der Bühne, gibt ihr letztes Konzert, absolviert eine Abschiedstournee.

Alle halben Jahre wird jemand um das Burgtheater getragen, irgendwo mit großem Pomp aufgebahrt oder im kleinsten Kreise der Familie zu Grabe getragen.

Irgendwann werden die Jungen alt und irgendwann wird auch Frau Bacall vergessen.