Markenrecht
Von Karl Hohenlohe
Die Fertigkeit, sich selbst abzuschlecken, geht mit zunehmendem Alter verloren.
über Elina Garanča
Im Fernsehen sah und hörte man nun Frau Garanča, die wieder einmal in Göttweig sang. Frau Garanča ist ja die Schönste unter den großen Sängerinnen.
Dies ist auch den Sonderbriefmarken-Manufakteuren nicht verborgen geblieben, bereits zum dritten Mal gibt es eine spezielle Edition, die dem Dach des Stiftes Göttweig zugutekommt.
Es dürfte nicht all zu viele lebende Personen geben, die ihr Konterfei auf einer Marke finden und solchermaßen die Möglichkeit haben, eine Postwurfsendung mit sich selbst zu frankieren.
Selbstverständlich habe ich darüber hinaus auch noch weitergedacht, weil ja dem Prozess des Versendens gemeinhin der Akt der Briefmarkenbenetzung vorangestellt ist.
Aber ich zügelte meine Gedanken, es ziemt sich nicht, bezüglich Frau Garanča weitere Überlegungen anzustellen.
Dann aber preschte sie selbst nach vorne. Dem Seitenblicke-Urgestein, Herrn Peter Koköfer, gestand sie: "Es ist schon komisch, sich selber abzuschlecken."
Wo sie recht hat, hat sie recht.
Die Fertigkeit, sich selbst abzuschlecken, geht mit zunehmendem Alter verloren. Als Kind schleckte man sich noch das Schlagobers von den Fingern und die Cenovis-Reste vom Handrücken, jetzt höchstens den Mundwinkel, wenn wir vor der Wurstvitrine stehen und die Kalbspariser fixieren. Es ist das Vorrecht von Frau Garanča, die vorne auf der Marke prangt, sich hinten selber abzuschlecken.
Und plötzlich dämmert der Verdacht, sie hätte schon einmal gelebt und wäre Herrn Geheimrat von Goethe begegnet.