Leibhaftig
Von Karl Hohenlohe
Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, die Leibwächter wären ausgestorben.
über Leibwächter
Kürzlich berichtete der Musiker und Erzähler Ernst Molden im Fernsehen von seiner Kindheit. Er könne sich noch gut an die Leibwächter von Bruno Kreisky erinnern, die ihn mit Geschichten unterhielten.
Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, die Leibwächter wären ausgestorben. Seinerzeit waren sie ja sehr groß, trugen gerne dunkle Sonnenbrillen und ein ernstes Gemüt zur Schau. Leibwächter waren sofort als Leibwächter zu erkennen. Heute kann man sie nur mehr an dem Spiraldraht am Ohr identifizieren.
Es entzieht sich meiner Kenntnis, ob unsere Bundesregierung beschirmt wird und einem Eier- oder Tortenwerfer Einhalt geboten würde. Wenn ja, sind diese Leibwächterinnen und Leibwächter ausgezeichnet getarnt.
Zu den wichtigsten Eigenschaften eines Leibwächters zählt die Diskretion, die sich aber oft mit dem Ableben des Chefs verabschiedet. So hat sich der Leibwächter von Erich Honecker jüngst über seinen ehemaligen Arbeitgeber geäußert:
Honecker hatte keinen Führerschein, fuhr aber trotzdem. Besonders gerne steuerte er mit angezogener Handbremse. Nicht aus Vergesslichkeit, nein, vielmehr hätten ihm die Kraft und Wucht des Fahrzeuges Angst bereitet, die Handbremse diente ihm als Drossel und es scheint nicht weiter verwunderlich, dass Herr Honecker auch als Staatenlenker kein wahnsinnig großes Talent war.
Was Bruno Kreiskys Leibwachen so erlebten und wie versiert er seinen grünen Rover durch die Gassen lenkte, wird bald schon, hier an dieser Stelle, zu erfahren sein.