Meinung/Kolumnen/GesMBH

Latrinengerücht

Als man im ORF das Jubelfest der Queen übertrug, kam es im Studio zu einem Lapsus.

Gerade hatten wir noch die Befederung der Hüte der Königin analysiert und uns an den bunten Farben ehrlich erfreut, als die Regie eine Pause in Aussicht stellte.

Manche Moderatorinnen und Moderatoren lieben diese Unterbrechungen mitunter mehr als die ganze Sendung.

Stundenlang haben sie kommentiert und moderiert, nach der Schrift gesprochen, unflätige Worte vermieden, Zoten ausgespart und sich dem englischen, nein, dem spanischen Hofzeremoniell angepasst.

Verehrte Leserschaft, dieses Dem-Volk-im-Studio-Dienen ist kein Honiglecken. Ein falsches Wort, eine falsche Jahreszahl, ein falscher Titel und man wird von der Kritik zerzaust, von den Freunden belächelt und die Monarchisten hegen Mordgelüste.

Man kann sich also vorstellen, dass die Konzentration im Queenjubiläumsstudio förmlich spürbar ist, jedes Wort wird vor Wiedergabe abgewogen, vom Gehirn geprüft, auf Hoftauglichkeit taxiert und dann erst von den Ganglien freigegeben.

In diesen bedeutenden Momenten wurde von der Regie also eine Pause angekündigt und bald war sie da.

Tausende rohe Satzgefüge hatten sich aufgestaut, Schimpfworte übelster Art, die man in den letzten Stunden keinesfalls verwenden durfte, und dann geschah es.

Sekunden, bevor das Mikrofon ausgestöpselt wurde, hörte man eine Moderatorin, "Ich gehe jetzt aufs Klo" sagen und es würde mich nicht wundern, wenn die königstreuen Kreise nun schon über die geeignetste Todesart debattieren.

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