Meinung/Kolumnen/GesMBH

Land des Lächeln

Heinz Fischer wurde mit einer spontanen „Happy Birthday“-Straßensängereinlage daran erinnert.

Karl Hohenlohe
Über das Land des Lächelns

Ich war mit dem Auto zum Tierarzt unterwegs, als ich auf Höhe der Bundespräsidentschaftskanzlei zum Stehen kam.

Einige Menschen hatten sich da zusammengerottet und schienen wie Fische, die man durch eine Taucherbrille beobachtet.

Kontinuierlich öffneten und schlossen sie schweigend den Mund, und erst als ich den elektrischen Fensterheber als Lautstärkenregler entdeckte, wurde mir bewusst, dass sie sangen.

Es waren keine Parolen, Aufrufe, Losungen oder Appelle, es war das am öftesten intonierte Lied der Welt.

In Amerika hat es Marilyn Monroe für Präsident John F. Kennedy gesungen, in Wien waren es die Teilnehmer einer Facebook-Gruppe und Bruno Aigner.

Sein Chef feierte den 75. Geburtstag, und Heinz Fischer wurde mit einer spontanen „Happy Birthday“-Straßensängereinlage daran erinnert.

Dann sah ich den Bundespräsidenten. Er lächelte, er sang ein wenig mit und dann hatte er plötzlich ein Megafon in der Hand. Megafone sind die Großeltern der Mikrofone, große Trichter mit einer gewundenen Nabelschnur, an der ein Sprachgerät hängt und den Worten zur öffentlichen Geburt verhilft.

Mein Fenster war schon wieder geschlossen und ich weiß nicht, was Herr Fischer sagte, aber am Schluss lächelte er, die Menschen um ihn herum und auch mein Hund.

Es ist vielleicht nicht die vorrangigste Aufgabe von Politikern, die Menschen zum Lächeln zu bringen, aber ganz am Ende würde ich es auch nicht einreihen.