Meinung/Kolumnen/GesMBH

Kniefall

Früher war nicht alles besser, aber anders.

Karl Hohenlohe
über das Bewusstsein selbst

Kürzlich war hier von Nicole Kidman zu lesen, der man bei ihrem Wien-Besuch ungemein untertänig begegnete. Leibwächter hielten ihr die Leute vom Leib, forsche Fragen waren nicht willkommen, und drei, vier Fans küssten ihr die Hand.

„Unmöglich!“ schreibt dazu Werner L. aus L., und „Wo ist da das Selbstbewusstsein geblieben?“ Es verliert sich hierzulande im Kontakt mit den Prominenten, man huldigt oder hätschelt sie, streut ihnen tausend Rosen, auch wenn sie keine Rosen mögen.

Früher war nicht alles besser, aber anders.

So erinnere ich mich an eine Tante, Eltz mit Nachnamen, die in Altaussee zu Hause war. Diese wiederum konnte sich noch an den Enkel einer Sennerin erinnern, der der landbekannte Erzherzog Johann einmal hoch oben auf der Alm begegnet war.

Der Erzherzog war ja in Altaussee und Umgebung sehr gern gesehen. So führte er in Grundlsee die Erdäpfel ein und verteilte Stiere unter den Bauern, um die Zucht zu heben. Die guten Tiere gingen übrigens unter der Bezeichnung „Prinzenstiere“ ans Werk.

Als Erzherzog Johann also damals auf der Alm war, bekam er keine Blumen, niemand küsste ihm die Hand. Die Sennerin sah ihn, bot ihm den Dreifuß und sagte: „Do setz di nieder, g’strenger Herr“.

Dann scherzte sie mit ihm.

Heute wäre mindestens eine Chaiselongue bereit gestanden und die Gastgeberin hätte, in Ehrfurcht erstarrt, geschwiegen.