Kein Organversagen
Von Karl Hohenlohe
Da ich eine badehaubenähnliche Vorrichtung übergestülpt hatte, sah ich dem Gastgeber möglicherweise entfernt ähnlich ...
über den Landeshauptmann
Es war rund eine Stunde, bevor das Schiff mit den vielen Prominenten rund um LH Pröll in die Donau stechen sollte. Längst hatte ich die Moderationstexte memoriert und wollte das Boot betreten, als ich auf ein Wachorgan traf. Sonst wird man in solchen Fällen mit dem Hinweis, "Es is no ned offen" oder mit "Haalt!" am Fortkommen gehindert.
Dieser Herr, im wahrsten Sinn des Wortes, entschloss sich jedoch "Sind Sie ein Landeshauptmann?" zu sagen.
Da ich wegen des Starkregens eine badehaubenähnliche Vorrichtung, die fix an meiner Pelerine montiert war, übergestülpt hatte, sah ich dem Gastgeber möglicherweise entfernt ähnlich.
Aber das Wachorgan hatte nicht "Sind Sie der Landeshauptmann?", sondern "Sind Sie ein Landeshauptmann?" gesagt. Ich nickte verheißungsvoll und schon war ich auf dem Schiff. Die kommenden fünf Stunden und 26 Minuten konnte ich den echten LH beobachten.
Ich denke nicht, dass es auf dem Schiff irgendjemand gab, der vom LH nicht ins Gespräch gezogen wurde, dem er nicht die Hand zum Gruße und später zur Verabschiedung reichte und der nicht mit einem Scherzchen belohnt wurde.
Es ist weiters nicht auszuschließen, dass ein satter Anteil der Besucher mit Ansuchen, Begehrlichkeiten, Interventionen und potenziellen Senkgrubenbescheinigungen vorstellig wurden.
Nach fünf Stunden und 25 Minuten war der Gastgeber immer noch bestens gelaunt und hätte mich das Wachorgan bei Verlassen des Schiffes wieder gefragt, ob ich ein Landeshauptmann wäre, ich hätte "Niemals!" gerufen.