Meinung/Kolumnen/GesMBH

Um Haaresbreite

Hier eine Ballmutter, da keine, hier Dutzende TV-Kameras, da keine, hier mehr Ruhe vor dem Sturm, da Ruhe.

Karl Hohenlohe
über Philharmoniker- und Opernball

Immer wieder werden wir von der Gesellschaftsfraktion gefragt, ob denn nun der Opernball oder doch der Philharmonikerball der Elegantere wäre.

Man kann sie nicht gegenüberstellen, es ist, als ob man ein Pfirsich- mit einem Marillen-Sorbet vergleicht. Es liegt an den Geschmacksknospen des Verzehrers. Beides probiert – ein Vergleich.

Hier eine Ballmutter, da keine, hier Dutzende TV-Kameras, da keine, hier mehr Ruhe vor dem Sturm, da Ruhe.

Ich selbst, der den Opernball seit Dezennien kommentieren darf, das Alterslimit für das Einzugskomitee aber ganz knapp überschritten habe, durfte nunmehr beim Philharmonikerball einziehen. Im vergangenen Jahr noch an der Seite von Magister Wagner-Trenkwitz, ging ich heuer neben Frau Ingrid Wendl-Turkovic und es war das erste Mal in meiner langen Laufbahn, das ich einen Ballsaal mit einer leibhaftigen Eiskunstlauf-Europameisterin betrat.

Frau Wendl-Turkovic, eine ausnehmend liebenswürdige Erscheinung, verlangte weder einen Toeloop, noch Axeln oder Rittberger und wir waren trotzdem ein stimmiges Paar. Vielleicht schaffen wir beide es doch noch einmal in das Debütantenkomitee des Opernballs.

Für beide Veranstaltungen gilt übrigens eine gewisse Lockerheit, die man bei Bällen als Nonchalance bezeichnet.

Der letzte wirklich große Skandal reicht in das Jahr 1973 zurück, als die Philharmonikerballpräsidentin Maria Mautner-Markhof einem jungen Mann den Eröffnungswalzer verwehrte. Sein Sündenfall: Die Haare waren zu lang.