The Voice
Von Karl Hohenlohe
Er wirkte in einer Zeit, als die Stimme eines Schauspielers noch wichtiger als sein Aussehen war.
über Dietmar Schönherr
Dietmar Schönherr ist also verstorben. Die Jungen kannten ihn nicht mehr, die Älteren sehr gut.
Er wird uns über seinen Tod hinaus in Erinnerung bleiben, auch, weil er Steve McQueen, Sidney Poitier und James Dean seine deutsche Stimme lieh und verschiedenste Filmklassiker mit diesen Akteuren unvermutet, zumeist an trüben Nachmittagen, im Fernsehen laufen.
Ich hatte Herrn Schönherr immer wieder vor dem Mikrofon, und als ich vor einigen Wochen in Ibiza war, da erzählte mir jemand, er hätte ihn gerade am Strand gesehen, gebückt, betagt und nicht mehr der Alte, seit seine Frau, Vivi Bach, im Vorjahr gestorben war.
Herr Schönherr hatte eine einprägsame Stimme, die ihm den beruflichen Weg ebnete, vom Hörfunksprecher, Schlagersänger, Synchronsprecher, bis hin zum arrivierten Schauspieler. Er wirkte in einer Zeit, als die Stimme eines Schauspielers noch wichtiger als sein Aussehen war.
Das hat sich ins Gegenteil verkehrt.
Herr Schönherr, der seine Meinung durchaus deftig zum Ausdruck bringen konnte, hatte ein Ohr für feinfühlige Ausdrucksweisen. Ich kann mich noch erinnern, wie er von Oskar Werner erzählte, den er immer wieder anrief, um dem Text seine Anrufbeantworters zu lauschen: "Hier ist der telefonische Anschluss von dem Schauspieler Oskar Werner. Der Künstler ist momentan nicht anwesend."
Nach dem zweiten Anruf war klar, dass Oskar Werner gar keinen Anrufbeantworter besaß und die Magie der Stimme live übermittelt wurde. Das Traurige, Herr Schönherr ist nicht mehr, das Schöne, wir werden noch viel von ihm hören.