Meinung/Kolumnen/GesMBH

Straßenarbeiter

Beim Anblick des gehenden Herrn Serafin lächeln die Leute.

Karl Hohenlohe
über Köpfe der Prominenten

Früher Nachmittag nächst der Albertina. Gerade sehe ich Herrn Serafin auf der Straße. Er geht nicht, er schlendert, er lacht nicht, er lächelt, er ist ganz in Gedanken versunken, er ist ganz er selbst.

Woran denkt Herr Serafin, wenn er ganz er selbst ist? An Mörbisch? An Mausi? An Malibu?

Man glaubt zu wissen, was in den Köpfen der Prominenten vor sich geht. Ich bin im Laufe der Jahre zur Überzeugung gelangt, viele gehen nicht auf die Straße, um einzukaufen, zu rauchen oder eine Auslage zu bestaunen. Sie gehen auf die Straße, um erkannt zu werden.

Auch, wenn sie den Blick gerade halten, spüren sie, wenn Augenpaare über Gebühr an ihnen kleben, wenn getuschelt oder ihnen nachgeschaut wird. Oft begegnet der Prominente Menschen, die ihn kennen, aber nicht erkennen. Es befriedigt seine Eitelkeit nicht ganz.

Das Schamgefühl verbietet es, dem Halbwissenden „Ich bin ... !“ zuzurufen, und so geht man ohne Erkenntnis aneinander vorüber. Schrecklich.

So weit, so gut, was aber, wenn der Prominente einmal als er selbst erkannt wurde? Ist er dann glücklicher, zufriedener, am Ziel angelangt?

Ja, wenn er positiv wahrgenommen wurde, nein, wenn er einem Feindbild entspricht. Das Problem vieler Berühmtheiten ist, dass sie nicht wissen, welcher Gruppierung sie zugehörig sind oder sich in der falschen wähnen.

Beim Anblick des gehenden Herrn Serafin lächeln die Leute. Da geht er und geht und plötzlich bin ich mir ganz sicher: Malibu.