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Sprungkraft

Noch heute erinnert ein Denkmal an Josef Bradl, den man Bubi Bradl rief und als Buwi Bradl in Bronze verewigte.

Karl Hohenlohe
über Skispringer Josef Bradl

Im Fernsehen sah man nun die berühmtesten Skiflieger der Welt, wie sie sich waghalsig von der Schanze in Oberstdorf lösten.

Ein paar Sekunden scheinen sie von der Schwerkraft befreit, die angelegten Arme wie dürre Flügel und dann diese Landung – wahrscheinlich benannt nach dem TV-Kolumnisten der Kronen-Zeitung –, die uns die Grenzen der Skiflieger so abrupt bewusst machen.

1956 wurden übrigens alle Teilnehmer der Vierschanzentournee gegen Maul- und Klauenseuche desinfiziert. 1959/’60 gewann mit Max Bolhart der erste Elektriker die Vierschanzentournee und wurde fürstlich entlohnt: Mit einem Kochtopf, aber das nur nebenbei.

Ich stehe nun schon seit Jahrzehnten als Fragesteller zur Verfügung und hatte solchermaßen auch schon den ersten Mann, der mit seinen Skiern die 100-Meter-Marke bezwang, vor dem Mikrofon.

Herrn Bradl schloss ich, ähnlich wie Buffy Ettmayer oder Depp Johnny, vor allem wegen seines Vornamens ins Herz.

Herr Josef Bradl wurde auch im stattlichen Mannesalter Bubi gerufen.

Bubi steht ja im Normalfall für kleine bis kleinste männliche Kinder oder Ponyhengste, aber niemals für den ersten Mann, der über 100 Meter segelte und das mit gestreckten Armen.

Das hatte er schon vorher gelernt.

Nach dem Krieg wollte er Österreich den Rücken kehren, da er befand, dass man ihn wegen seiner politischen Vergangenheit sportlich behinderte, aber man fand wieder zueinander. Noch heute erinnert ein Denkmal an Josef Bradl, den man Bubi Bradl rief und als Buwi Bradl in Bronze verewigte.