Meinung/Kolumnen/GesMBH

Rolle rückwärts

Der 83-jährige Schauspieler verströmte das, was man früher unter Lausbubencharme verstand.

Karl Hohenlohe
über Peter Weck

In "Seitenblicke" bei Frau Marion Benda verriet die heimische Legende Peter Weck, er hätte eigentlich immer schon wesentlich lieber "ernste Rollen" gespielt. Dann lächelte der 83-jährige Schauspieler und verströmte umgehend das, was man früher unter Lausbubencharme verstand. Es ist nicht nur für Herrn Weck, auch für seine unzähligen Anhänger eine große Herausforderung, ihn als Krawallbruder, Halunken oder Störenfried zu akzeptieren. Sehr lange und viel öfter hat er auf der anderen Seite gewirkt, dem Witz, der Höflichkeit, dem Understatement, kurzum allem, was man unter Charme versteht, gedient. So geht es allen großen Darstellern, Pamela Anderson wollte man nicht angezogen sehen, Macaulay Culkin das Erwachsenwerden nicht abnehmen und Peter Weck ist als Kater Carlo nur schwer vorstellbar. Karlheinz Böhm floh, zumindest zeitweise, vor dem Kaiser. Sein Abschied aus Schönbrunn war mit Pauken und Trompeten. So stand er 1960 als der perverse Spanner und Frauenmörder "Peeping Tom" vor der Kamera, aber die Menschen wollten keinen guten Kaiser, der so plötzlich zum mordenden Voyeur mutierte. Die Kinosäle blieben leer und jene, die sie besuchten, beispielsweise der Herr vom katholischen Filmdienst, befand den Film als "Krankhaft, abwegig und peinlich geschmacklos". Zeiten und Publikumsgeschmack haben sich gewandelt, der Wille zur Empörung ist geblieben. Das Einzige, was Peter Weck passieren kann, ist, dass man seine kriminellen Taten, im Gegensatz zu seinen Opfern, schätzt und solchermaßen die Handlung ad absurdum geführt wird.