Meinung/Kolumnen/GesMBH

Preiskampf

Anderntags wird man ihre Namen in den Zeitungen lesen, mit Bild in den eigenen, ohne Bild in den anderen.

Karl Hohenlohe
über die "Journalisten des Jahres"

Der Preis, den die "Journalisten des Jahres" erhalten, erinnert an Giacometti und seine langgliedrigen Statuetten. Der Preis ist stolz, dass man ihn mit Giacometti in Verbindung bringt. Er strahlt also noch mehr als die herkömmlichen Pokale, Medaillen oder Urkunden, und als der Preis von Peter Huemer an Barbara Coudenhove-Kalergi übergeben wird, strahlt er besonders.

Nein, nicht, weil sie so bescheiden erscheint, weil sie bescheiden ist.

Irgendwann bemerkt der Preis, dass er nicht an alle "Journalisten des Jahres" vergeben wird, nur an die wichtigen.

Die weniger wichtigen erhalten eine Urkunde, sie ist einfach gehalten und erinnert nicht an Giacometti. Die Urkunde fragt sich, ob sie oder ihre Besitzer weniger wert sind und beschließt nach anfänglichem Zögern mit "Nein" zu antworten.

Der Preis lacht und die Urkunde denkt sich, der hat leicht lachen. Zuerst lacht der Preis mit Karim El-Gawhary, dann mit Rainer Nowak und vielen anderen "Journalisten des Jahres".

Anderntags wird man ihre Namen in den Zeitungen lesen, mit Bild in den eigenen, ohne Bild in den anderen. Einzelne "Journalisten des Jahres" finden nicht einmal im eigenen Medium Erwähnung.

Es schärft ihre Sinne, befreit sie von Eitelkeit und der Gefahr, bescheiden erscheinen zu wollen, ohne es zu sein.

Der Preis sitzt jetzt mit Barbara Coudenhove-Kalergi im Taxi und träumt von seinem Aufstellort in ihrem Zuhause.

Er weiß noch nichts von seinem Dasein als Wanderpokal und dem Bestseller seiner neuen Besitzerin, die ihre Autobiografie "Zuhause ist überall" getauft hat.