Meinung/Kolumnen/GesMBH

O. W.

Zeitlebens war er eine Mischung aus Graf Bobby, Axel Munthe und der Josefstadt.

Karl Hohenlohe
über O. W. Fischer

"Sie sind seit Jahren Gast im Publikum der Romy-Verleihung", schreibt Erika L. aus St. V. a. d. G., "an wen erinnern Sie sich am liebsten?" Zweifelsfrei an Herrn Fischer.

Nein, nicht Helmut oder Ottfried, sondern Otto Wilhelm Fischer, der den Spätgeborenen auch als O. W. Fischer kein Begriff ist.

O. W. Fischer war der höchstbezahlte Schauspieler seiner Zeit, dicht gefolgt von Curd Jürgens. Zeitlebens war er eine Mischung aus Graf Bobby, Axel Munthe und der Josefstadt. Wenn er seinen Hut in das Genick schob, wenn er lächelte, wenn er den Damen "Adieu" zuraunte, war das Nachkriegs-Kinopublikum beglückt.

Er hatte großen Erfolg und zog sich plötzlich für Jahrzehnte in die Schweiz zurück. Als er 1996 seine Romy persönlich entgegen nahm, war das eine kleine Sensation.

Herr Fischer war unverändert, ein wenig weltfremd, ein wenig affektiert und doch charismatisch. Im Laufe des Abends griff er Frau Lugner ans Knie, nicht weil er oder sie es gewollt hatte, nein, weil es ihn "mitfühlend angelacht" hatte.

Irgendwann kam ich neben Herrn Fischer zu stehen und wurde Ohrenzeuge, wie er von einer Eroberung berichtete. Auf einmal wandte sich der 81-jährige zu mir und beteuerte, dass gestern noch eine junge Dame an sein Hotelzimmer geklopft hätte.

Ich nickte und wollte nicht, dass es mitleidig aussah. Da lächelte er und sagte: "Aber ich habe sie nicht hinausgelassen" und dann ging er, ganz wie er es von den großen Bühnen gewohnt war, sinnierend und eine Spur zu langsam ab.