Meinung/Kolumnen/GesMBH

Namenskunde

Sein Leben hat Paul Hartmut Würdig dem Ziel gewidmet, Paul Hartmut Würdig vergessen zu machen.

Karl Hohenlohe
über Sido

Finale von „Die große Chance“. Es war jener Moment, als der kleine Bub seiner Ziehharmonika die letzte Luft entrang, und die Bonsai-Kuhglocken seines kongenialen Begleit-Partners endgültig verklangen.

Entsetzen machte sich breit. Bei den einen, weil es schon vorbei war, bei den anderen, weil es stattgefunden hatte.

Da beugte sich Peter Rapp nach vorne, blickte über die, mit Glitzerdoppelstirnband geschmückte, Tänzerin weiter zu Frau Zabine, die einen überdimensionalen Haarzopf, der anders koloriert war als ihr Haupthaar, gleich einem Barett schief über die Stirne gezogen hatte und kam bei Sido zu stehen.

Peter Rapp schwieg und sagte dann, „Lieber Paul, denn so heißt er wirklich ...“

Das war eine der spannendsten Sekunden dieser spannenden Show. Sein ganzes Leben hat Paul Hartmut Würdig dem hehren Ziel gewidmet, Paul Hartmut Würdig vergessen zu machen und durch den Rüpel, Rabauken und tätowierten Bürgerschreck Sido zu ersetzen.

Als Peter Rapp Sido nun mit „Paul“ anredete, drang uns Oskar Werner ins Gedächtnis, dem niemals ein Regisseur „Das geht noch besser Herr Bschließmayer“ zu sagen gewagt hätte.

Oder Klaus Kinski, bei dem der Zuruf: „Contenance, Herr Nakszynski“ das genaue Gegenteil bewirkt hätte.

Paul, das hat etwas Anmutiges, so heißen Zwerghasen, Guppys und Hochzeitsberater, aber niemals einer aus der Zunft der professionellen Provokateure.

Möglicherweise zerbarst Herr Sido inwendig, nach außen blieb er ruhig.

Bravo.