Meinung/Kolumnen/GesMBH

Luft holen

Sie züchten kleine Bäuche, sagen nicht mehr Nein zu Sauvignon Blanc und Bier und genehmigen sich fallweise eine Stelze.

Karl Hohenlohe
über Thomas Muster

Es war ein wunderschönes Bild. Ganz so, als hätte man Barbara Rett beim Besuch eines Hardrock-Konzertes überrascht, Thomas Muster beim Rauchen ertappt oder Sebastian Kurz beim Stammeln.

Im Hintergrund der Wörthersee, im Vordergrund Herr Muster und – ich schwöre es beim Lichte meiner Augen – er brachte mit jener Hand, mit der er seinerzeit den Schläger führte und Michael Chang, aber auch Herrn Agassi abservierte, eine Zigarette zum Mund.

Dem nicht genug, er saugte auch noch daran und schien glücklich.

Es beruhigt uns, die wir nie in Hocke den Hahnenkamm befuhren, niemals mit einer Stange über eine Stange sprangen, geschweige denn zwei Stunden mit einem Auto im Kreis fuhren, dass jene, die so etwas getan haben, im reiferen Alter auch zu Vernunft kommen.

Sie züchten kleine Bäuche, sagen nicht mehr Nein zu Sauvignon Blanc und Bier und genehmigen sich fallweise eine Stelze.

Herr Muster möge es mir verzeihen, aber in seiner aktiven Zeit erschien er manchmal etwas gehetzt. Dies gehört zwar zum Gehabe eines Profitennisspielers, aber nach dem Spiel stünde eine leichte Beruhigung jeder Sportsfrau, jedem Sportsmann gut an.

Möge die kleine Zigarette zwischen den Fingern des großen Thomas Muster wie eine Stafette wirken, er soll sie, schlendernd, an die anderen ehemaligen Weltbesten weiterreichen, damit sich ihr Ehrgeiz, ihre Selbstinszenierung und der Hang zur Perfektion in nikotingebeizter Luft auflöst.