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Kleider-Haken

Wenn sich jüngere oder unverdiente Prominente einer Modetorheit verschreiben, wird man sie als affektiert bezeichnen, Herr Mueller-Stahl hingegen kann sich den Kragen leisten.

Karl Hohenlohe
über Armin Mueller-Stahl

Zum 35. Mal wurden nun die Bayerischen Filmpreise vergeben, der Schauspieler Armin Mueller-Stahl bekam einen Preis für sein Lebenswerk. Es war sein vierter.

Herr Armin Mueller-Stahl ist uns aus mehreren Gründen nahe.

Einmal der Schauspielkunst wegen, dann wegen unserer Vorliebe für den Tilsiter-Käse, in dessen Geburtsstadt Mueller-Stahl das Licht der Welt erblickte, und natürlich kraft seines Pastorenkragens.

Das heißt, eigentlich ist es kein Pastorenkragen, auch kein Lagerfeld’sches Bonsaimodel, das Mueller-Stahl bei den Galas gerne trägt, sondern ein stehender Kragen ohne Flügel, wie ihn einst Herr Mao Tse-tung gebrauchte.

Niemand sonst trägt diese Variante, die anderen Schauspieler knüpfen Krawatten um ihre Hälse, tragen vorgefertigte Smokingschleifen auf Gummibändern oder offene Hemdknöpfe, wenn sie von Natur aus nicht lässig sind, es aber unbedingt sein wollen.

Wenn sich jüngere oder unverdiente Prominente einer Modetorheit verschreiben, wird man sie als affektiert bezeichnen, Herr Mueller-Stahl hingegen kann sich den Kragen leisten.

Es ist das Privileg von angehenden Legenden, so zu sein, wie sie wollen. Sie tragen nächtens Sonnenbrillen und tagsüber Schlafhauben, weiße Anzüge, wenn „Black Tie“ erwünscht ist, und halten wirre Dankesreden, die von ihren Anhängern für Kunst gehalten werden.

Herr Mueller-Stahl ist aus einem anderen Holz geschnitzt, gut möglich, dass sein flügelloser Kragen als Modeströmung landen wird.