Meinung/Kolumnen/GesMBH

Kissenschlacht

Nun – so hat es der geniale Schulenburg angeordnet – soll der Kissenträger das Kissen aber in das Grab werfen.

Karl Hohenlohe
über Ulrich Schulenburg

Nun wurde der berühmte Verleger Ulrich Schulenburg mit einem deutschen Orden belohnt. Fünf aus Österreich hat er schon.

Man fragt sich, was die Ausgezeichneten mit ihren Ehrenzeichen machen. Ob sie dem Staub überantwortet werden und in der Schublade liegen, im Schaukasten glänzen oder wenn Gefahr, also die Gästeschar, im Verzug ist, ihr Gefängnis verlassen und der vermeintlichen Erbauung der Eingeladenen dienen.

Niemand freut sich über die Orden der anderen, Auszeichnungen sind die Muttermilch der Missgunst.

Herr Schulenburg, der so viele Künstler in seinen Reihen hat, weiß das und hat vorausgeplant. Wenn er, in dreißig, vierzig Jahren, einmal nicht mehr ist, dann soll seinem Sarg ein Nachfahre vorangehen mit einem roten Kissen in den Händen. Auf dem Kissen sollen seine Auszeichnungen liegen, deutlich sichtbare Zeichen seiner Siege, Triumphe und Genugtuungen.

Es ist nicht auszuschließen, dass in diesem Moment ein Schwall von Bitterkeit die Betroffenen beizt und sich das Gift des Neids mit der allgemeinen Trauer mischt. Warum er so viele und ich keine, werden sich viele denken und zu überlegen beginnen, ob sie den Verstorbenen in guter Erinnerung behalten sollen.

Nun – so hat es der geniale Schulenburg angeordnet – soll der Kissenträger das Kissen aber in das Grab werfen.

Die Orden sind weg, die Auszeichnungen begraben, der Neid hat sich in Luft aufgelöst und einem positiven Fortleben des Verstorbenen in der Erinnerung steht nichts mehr im Wege.