Meinung/Kolumnen/GesMBH

Im Hasenstall

Eine Gastwirtschaft warb mit dem berühmten Bild für sein Hasenragout.

Karl Hohenlohe
über Dürers Hasen

In der Albertina kann man nun wieder den Hasen schlechthin bewundern. Er wurde nicht vom Herrn, sondern von Dürer erschaffen.

Man kann den Hasen studieren, aber auch die Leute, die ihn anstarren. Nichts gegen Dürer und das wunderbare Werk, aber hätte man die Menschheit in den vergangenen Jahrhunderten nicht pausenlos auf das gute Tier aufmerksam gemacht, es wäre ihnen von ähnlicher Qualität wie andere Dürer-Werke.

Die Besucher schlendern durch die Räume, ihr ernster Blick streift Feldherren, Früchte und gefaltete Hände und wenn sie den prominenten Hasen sehen, erhellt sich das Gesicht. Der Vater ruft die Mutter und die Mutter die Kinder, dann steht man gemeinsam vor dem Hasen und staunt. Der Hase war Inspiration, vielleicht für Ostern, sicher für Lindt und sicher nicht für Bugs Bunny, der neben dem Dürer-Hasen wirkt wie "David" Röntgen (dt. Kunsttischler, 1807) neben Ikea.

Wenn die Menschen den Dürer-Hasen lange bestaunen, dann glauben sie ein Schnuppern zu vernehmen, ein Zittern in der Gestalt und die Kinder versichern glaubhaft, einen Schneidezahn gesehen zu haben.

Im Schönbrunner Tiergarten werden Stanitzel mit Tierfutter verkauft, würde man in der Albertina Karotten für die einheimischen und Möhren für die deutschen Besucher anbieten, es wäre ein Geschäft.

In Wien warb eine Gastwirtschaft einmal mit dem berühmten Bild für sein Hasenragout. Es war kein Geschäft.

Das spricht gleichermaßen für Dürer wie für das Kulturverständnis der Österreicher.